· 

Gomera 2, Unsere Wohnschnecke

25.1.2025 Unsere Wohnschnecke oder aus Hackepeter wird Kacke später

 

Unsere Unterkunft heißt Sunny. Sunny ist ein stehendes, alterwürdiges Wohnmobil, was von außen wie langer Bus aussieht. Es gibt, was es braucht, alles ist klein, alles hat seinen Platz und ist schnell wieder weggeräumt. Unser Gepäck - ein Rucksack pro Person, passt genau hin. Weniger ist genau richtig und vielleicht verbringen wir ab jetzt weniger Zeit mit suchen. In meiner Vorstellung sah ich David und mich im kuscheligen Privatbett und Milan freute sich auf sein Reich im Bett unter dem Dach. Da habe ich aber nicht genau aufgepasst. In echt ist das Doppelbett so dicht unter der Decke, dass man sich beim umdrehen ein bißchen die Hüfte anschrappt. Netter Weise ziehen die Jungs in dieses schmale Schlafgemach und ich krabbele nur tagsüber auf einen kleinen Mittagsschlaf hinein - Begegnung mit der Angst und man kann so schön aus dem Fensterchen kucken. Mein Bett, ist das Königinnengemach, allerdings für kleine Königinnen. Ich passe ganz genau quer hinein, gewöhne mich daran und finde es ziemlich gemütlich. Der Wassertank wird mit Kanistern nachgefüllt, das Brauchwasser schenken wir den Bäumchen vor unserer Tür, den Pippitank entsorgen wir in einen Straßengulli. Wir sind Teil unseres eigenen Kreislaufes - irgendwie ehrlich. Und wohin mit den Haufen? Wer noch die Plumpsklos von damals aus den Gärten kennt, der erinnert sich noch an den Gestank aus der dunklen Tiefe des schwappenden Bottichs. Als Kind war es mir ein Grauen. Der Geruch lässt sich mildern, wenn man das Flüssige vom Festen trennt. Also wird hier in Plastetüten gekackt. Kacke in Tüten - wie bei den Hunden. Diese werden fest verschnürt und in gut verschlossene Müllcontainer geworfen. Jene werden regelmäßig geleert - eine stumme Übereinkunft zwischen dem Dorf und den Busbewohnern. Der erste Morgen nach einer tiefen Nacht beginnt dringend. Milan muss schnell und ich raufe mir total verschlafen die Haare. Wie denn nun am Besten und Schnellsten. Wie zu erwarten geht nicht alles glatt, ich schwanke zwischen Übel- und eiskalter Überlegenheit. Schließlich haben wir alles geschäftliche in eine fest verschlossene und leider sehr blickdichte Tüte verfrachtet. DAS üben wir noch. Wie komme ich denn jetzt mit dieser Ladung ungesehen zum Müllcontainer?! Ich meine allen tun es - aber alle tun es heimlich. Mein Blick fällt auf den leeren Pizzakarton vom Vortag. Gut. Aus Hackepeter wird ja auch…..Irgendwie ehrlich. Ich schreite mit meinem Pizzakarton zum Mülleimer und lass es plumpsen. Erledigt.

Muss man wollen, sagt meine Mama und ja, wir wollen. In unserer Wohnschnecke ist es gemütlich. Wir passen sozusagen ganz genau hinein. Das Meer rauscht uns ins Gemüt, der Wind schaukelt leicht den Bus. Aus den Fenstern sehen wir die mächtigen Berge. Die lebendige Welt liegt direkt vor unserer Tür und keine dicke Wand hält sie ab. Das Draußen ist ganz nah und mit einem Schritt sind wir mittendrin.

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0